Fehlzeiten durch Suchtmittel steigen um 17 Prozent
Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage, die durch die Einnahme von Suchtmitteln verursacht werden, sind in den vergangenen zehn Jahren um rund 17 Prozent gestiegen. Das stellt das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in seinem Fehlzeiten Report fest. Damit ist die Zahl der einschlägigen Fehltage von 2,07 Millionen Fehltagen in 2002 auf 2,42 Millionen in 2012 gestiegen. Alkohol und Rauchen sind die Hauptursachen. Die Wissenschaftler sehen aber auch einen Trend zu leistungssteigernden Mitteln.
Zwei der wesentlichen Gründe sind leicht auszumachen: Leistungsdruck und Angst um den Arbeitsplatz. “Um berufliche Stresssituationen zu bewältigen, haben nach unserer Befragung immerhin fünf Prozent der Arbeitnehmer in den letzten zwölf Monaten Medikamente wie beispielsweise Psychopharmaka oder Amphetamine zur Leistungssteigerung bei der Arbeit eingenommen”, sagt Helmut Schröder, Stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
Traurige Bilanz einer kranken Arbeitswelt
Damit ist diese traurige Bilanz das Ergebnis einer Arbeitswelt, in der sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr Unternehmen in die führungstechnische Steinzeit zurückbegeben haben. Eine wachsende Zahl von Führungskräften verlegt sich darauf, Druck und Angst in Ihrer Belegschaft zu verbreiten. Leistungssteigernd wirkt sich das lediglich kurzfristig aus. Bald schon weichen die Arbeitnehmer bewusst und eben unbewusst aus. Erhöhte Fehlzeiten sind die Folge. Zudem wirkt sich der hohe Wettbewerbsdruck nach aktuellen Erkenntnissen der Hirnforschung fatal aus. Das Wertesystem bleibt auf der Strecke.
Zu wenige Arbeitgeber begreifen, dass sie sich damit auf ein Pulverfass begeben. Schon heute geht der Schaden durch Fehlzeiten in Unternehmen in die Milliarden Euro. Personalentwicklung, -förderung und -orientierung wären die Schlüsselbegriffe, die in die Praxis umgesetzt zu einem Abbau der Fehlzeiten und zur Motivation der Mitarbeiter führen könnte. Wer auf diesem Wege führt, erreicht auch, dass die Fluktuation im Unternehmen sinkt, was letztlich auch noch zur Kostensenkung durch Vermeidung hoher Akquisekosten führt. Das wäre nachhaltig gedacht.
Leider ist der wertschätzende, achtsame und respektvolle Stil bei vielen Managern derzeit weniger angesagt. Die Effekte treten mittelfristig ein und wirken kaum so spektakulär wie die oftmals mangels Erfahrung und Kompetenz von manchen Inhabern und Aktionären geforderten “knallharten Personalmaßnahmen”. Von daher ist der aufgeklärte Stil wohl eher etwas für kluge Querköpfe.