Clarins und ML Mona Lisa überreichen „Prix Courage“

Frühchen Brutkasten

Frühchen und Frühcheneltern brauchen die Unterstützung unserer Gesellschaft. (Foto: iStock)

Der Saal ist voll, kein Sitzplatz mehr frei. Festlich ist die Atmosphäre, wenn ML Mona Lisa und Clarins den Preis für die Initiative und das persönliche Engagement außergewöhnlicher Frauen, den „Prix Courage, verleihen. Diesmal erhält Silke Mader aus den Händen der Redaktionsleiterin Sibylle Bassler und Christian Courtin-Clarins den Preis in der Allerheiligen Kirche der Münchner Residenz. Sie ist die Vorsitzende der Stiftung der „European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI). Und sie hat es geschafft, aus ihrem persönlichen Alptraum ein Werk zu schaffen, das heute vielen Eltern frühgeborener Kinder innerhalb der Europäischen Union wichtige Unterstützung gibt.

Kampf ums Leben

München: Prix Courage

Die Preisträgerin Silke Mader (Mitte) mit der Redaktionsleiterin von ML Mona Lisa, Sibylle Bassler, und Christian Courtin-Clarins, dem Gründer von Clarins. (Foto: Clarins)

Alles beginnt im Kreissaal einer Münchner Klinik. Bei der 25-jährigen Schwangeren stellt der Arzt ein HELLP-Syndrom fest. Sie ist mit Zwillingen erst in der 25. Schwangerschaftswoche:  Notoperation; Kaiserschnitt. 48 Stunden lang kämpft sie um ihr Leben. Dann sieht sie ihre Kinder in der Frühchen-Station.
Lena wiegt 290 Gramm, Lukas immerhin 515 Gramm. Die junge Mutter steht unter Schock. Lena schafft es nicht. Sie stirbt an einer Hirnblutung. Lukas entwickelt sich Stück für Stück. Für die Familie beginnt ein langer Leidensweg. Heute ist Lukas 16 Jahre alt und geht aufs Gymnasium.

Jedes 10. Kind ein Früchten

Mögen auch die Jahre vergangen sein. Die Gäste bei der neunten Verleihung des Prix Courage sind unmittelbar mit dem Leid verbunden, wenn Silke Mader von ihren Erlebnissen berichtet. Wenn Sie von der Schmach erzählt, die sie empfand, „nicht mal Kinder richtig bekommen zu können“. Wenn sie vom Tod der kleinen Tochter berichtet und von der schwierigen Versorgungssituation für sie und ihren Mann als Frühcheneltern im Krankenhaus. Von den Sorgen, der Unwissenheit, den finanziellen Problemen und der Verzweiflung in den Folgejahren.
Die Zahl der Kinder, die hierzulande vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, wächst. Jedes 10. Kind ist ein Frühchen. 66.000 in Deutschland, 500.000 in der EU, 15.000.000 weltweit. Die Ursachen sind vielfältig, die Gründe allerdings kaum feststellbar. Durch den medizinischen Fortschritt sind Kinder schon ab der 22./23. Schwangerschaftswoche lebensfähig. Komplikationen folgen meist über viele Jahre hinweg.

Wie die Stiftung entsteht

Silke Mader

Silke Mader mit Mann und Sohn Lukas. (Foto: Clarins)

In all dem Leid beschließt Silke Mader, dafür zu sorgen, dass es anderen Eltern nicht so schlecht ergeht wie ihr. Nach vielen Jahren ehrenamtlicher Arbeit in Selbsthilfegruppe, Elterninitiativen und dem Bundesverband gründet sie 2008 gemeinsam einem Arzt und einem betroffenen Vater die Europäische Stiftung EFCNI. Im Focus ihrer Arbeit steht die Forderung nach mehr Standards bei der Behandlung von Frühgeborenen. Die Qualität der Betreuung von Eltern und Baby hat unmittelbar Einfluss auf die Sterberate und Behinderungen bei Frühchen. Neonatologen (Fachärzte für Neu- und Frühgeborene) sehen Nachholbedarf in der Klinik und bei der Vor- und Nachsorge. Eltern sollten in der Zeit vor, während und nach dem Krankenhausaufenthalt besser informiert und unterstützt werden. In ihrem Whitepaper „Caring for tomorrow“ schlägt die EFCNI konkrete Maßnahmen vor, wie die Situation verbessert werden kann.

Räume für Eltern fehlen

Von Spenden werden Inkubatoren und Stühle für Frühchen-Stationen gekauft, Kleidung gefertigt, Windeln in Sondergröße beschafft, etc.! Was nach wie vor fehlt, sind Räume auf den Stationen, die es den Eltern ermöglichen, sich zurückzuziehen, zu trauern, Kraft zu tanken. Schulungen und Fortbildungen für das Klinikpersonal müssen weiter gefördert werden. Und ganz wichtig sind die Pressearbeit und Vorarbeit, um Gesetze und eine bessere Wahrnehmung in der Gesellschaft zu schaffen.
Silke Mader reist nun weltweit in Sachen Frühgeborene und versucht
betroffene Eltern, Mediziner, Wissenschaftler und Politiker zu vereinen,
um „für den besten Start ins Leben“
zu kämpfen (www.efcni.org).

Für den Start ins Leben

Die Prinzen

A capella mit den Prinzen beim Prix Courage. (Foto: Clarins)

„Für mich ist Silke Mader eine ganz besondere Frau, weil sie nicht an ihrem eigenen Schicksal verzweifelte, sondern diese persönlichen Erlebnisse nutzt, damit andere es heute nicht so schwer haben wie sie damals“, meint ML Rekationsleiterin Sibylle Bassler. Ebenso sieht das Dr. Angelika Niebler, Mitglied des Europäischen Parlaments und Landesvorsitzende der Frauenunion in Bayern. Über viele Jahre hinweg hat sie Silke Mader begleitet und unterstützt, so dass die Preisträgerin ihr einen besonderen Dank in ihrer Rede widmet. Den Scheck über 20.000 Euro überreicht Christian Courtin-Clarins, der Gründer des Kosmetik-Unternehmens. Auch in den folgenden Jahren kann Silke Mader weiter mit der Unterstützung von Clarins rechnen. In den folgenden drei Jahren erhält sie einen Scheck über 5.000 Euro, anschließend 2.000 Euro. Fast wichtiger dürfte aber sein, dass alle Preisträgerinnen zu den jährlichen Preisverleihungen eingeladen sind und so im Licht der Öffentlichkeit bleiben.

Die Auszeichnung

Clarins und Mona Lisa verleihen in 2013 zum neunten Mal in Deutschland den „Prix Courage“. Damit würdigen sie die Initiative und das persönliche Engagement außergewöhnlicher Frauen, die ihre Zeit Kindern und Jugendlichen widmen, die sozial benachteiligt, krank oder schwer vernachlässigt sind. Das Ziel ihrer Projekte soll sein, Kindern und deren Familien schnell und unkompliziert zu helfen, sie aus ihrer hoffnungslosen Lage zu befreien, ihnen Mut zu machen und Perspektiven für eine bessere Zukunft zu schaffen. „Wir wollen Kindern, die durch Intoleranz verletzt oder Opfer von Gewalt werden, die keine Möglichkeit der Entwicklung haben und ihre Unschuld nicht verteidigen können, helfen,“ sagt Christian Courtin-Clarins. Und Sibylle Bassler sagt: „Es sind die mutigen und engagierten Frauen, die Großartiges leisten, die von uns geehrt werden.“

Die Entstehung

1996 zeichnete Jacques Courtin-Clarins, Gründer des Kosmetikunternehmens Clarins, zum ersten Mal in Paris eine Frau mit dem „Prix de la Femme Dynamisante“ aus. Der dotierte Preis wurde so genannt in Anlehnung an das legendäre Körperpflegewasser von Clarins „Eau Dynamisante“, das damals zehnjähriges Bestehen feierte.
1995 begann Mona Lisa, Frauen, die sich sozial engagieren und denen das Wohl von Kindern am Herzen liegt, zu suchen und zu ehren. Sie wurden als „ML – Frau des Jahres“ gewürdigt und in der beliebten und erfolgreichen ZDF-Sendung vorgestellt.
2004 kam es zur ersten glücklichen Begegnung der Verantwortlichen beider initiativen, und Clarins und ML Mona Lisa beschlossen, ihre Projekte zu vereinigen. 2005 wurde der Prix Courage zum ersten Mal verliehen.

Die Preisträgerinnen der vergangenen Jahre:

Prix Courage Preisträgerinnen

Die Preisträgerinnen der vergangenen Jahre mit Sibylle Basler (links), Silke Mader (2. v. links) und Christian Courtin-Clarins. (Foto: Clarins)

Preisträgerin 2004:
 Die Schauspielerin Jutta Speidel für ihr Projekt „Horizont e.V. – Initiative für obdachlose Kinder und deren Mütter in München“. Heute finden 25 Frauen und ca. 45 Kinder dort ein beschütztes Zuhause auf Zeit (www.horizont-ev.org).
Preisträgerin 2005: 
Gina Graichen, Erste Kriminalhauptkommissarin des Dezernats für „Delikte an Schutzbefohlenen“ beim Landeskriminalamt in Berlin, für ihr Engagement gegen Kindesmisshandlung und Kinderverwahrlosung innerhalb der eigenen Familien (www.kindernotdienst.de).
Preisträgerin 2006: 
Ursula Nölle, Hamburg, für ihren Verein „Afghanistan-Schulen“. Unerschrocken baut sie seit mehr als 30 Jahren in dem von Kriegen zerrütteten Land. Schulen mit dem Ziel „Bildung für alle, Mädchen und Jungen“, auch mit Kursen zu handwerklichen Berufen für ältere Kinder (www.afghanistan-schulen.de).
Preisträgerin 2007: Tina Witkowski für ihren Verein „KAHUzA e.V.“, der Kindern in Halle an der Saale, die bei ihren Eltern kaum Interesse, keine Geborgenheit, Liebe und Betreuung finden und verwahrlost aufwachsen, ein Zuhause bietet mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Kleidung, Lernmaterialien und Freizeitaktivitäten (www.kahuza.de).
Preisträgerin 2008: Rose Volz-Schmidt für ihr Projekt „wellcome“, das Müttern und ihren Babys schnell und unbürokratisch Hilfe zu Hause anbietet. Ehrenamtliche Helferinnen schließen die Lücke im Kinderschutz und verhindern Katastrophen wegen Überforderung (www.wellcome-online.de).
Preisträgerin 2009: Dagmar Riedel-Breidenstein für ihr Projekt „Heroes“. Junge Männer aus Migrantenfamilien werden ausgebildet, ihre Landsleute zu einer anderen Haltung Mädchen und Frauen gegenüber anzuleiten. Damit wirkt Heroes gegen Unterdrückung, sexuellen Missbrauch, Autorität und Gewalt bei Jugendlichen (www.heroes-net.de).
Preisträgerin 2010: Bärbel Kannemann für das Projekt „EiLoD e.V.“ (seit 2013 „no loverboys“), einer initiative für Loverboyopfer in Deutschland. Sie helfen, Mädchen aus der Zwangsprostitution zu retten, trösten Eltern, reden mit Politikern und arbeiten eng mit der Polizei zusammen. Sie leisten Aufklärungsarbeit und versuchen zu vermitteln (www.no-loverboys.de).
Preisträgerin 2011: Christine Bronner hilft mit dem „Ambulanten Kinderhospiz München“ seit Herbst 2004 Familien mit schwerst und unheilbar kranken Kindern. Ihr Ziel ist es, eine umfassende und qualifizierte Unterstützung für betroffene Familien aufzubauen. Sie kümmert sich um die richtigen Fachkräfte für die entsprechende Familiensituation, sie berät und unterstützt, um die Hürden des Alltags zu bewältigen, juristisch und finanziell (www.kinderhospiz-muenchen.net).

Achtung! „Die Frau des Jahres“ wird immer rückwirkend ausgezeichnet, das bedeutet dass 2013 die Frau des Jahres 2012 ausgezeichnet wurde.

(Quelle: Presseabteilung Clarins)

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