ÖKO-TEST nimmt Versicherer unter die Lupe
Deutschlands Lebens- und Rentenversicherer klagen derzeit bitter über die anhaltende Niedrigzinsphase. Eine aktuelle ÖKO-TEST-Analyse zeigt jedoch, dass die Branche weiterhin gute Gewinne einfährt. Nur von den Kunden fordert sie Verzicht. Zu Recht? Woche für Woche ist in den Medien zu lesen und hören, wie hart die Versicherungsbranche aufgrund der niedrigen Zinsen kämpfen müssen. ÖKO-TEST wollte es in der aktuellen Februar-Ausgabe nun genau wissen und hat einen Blick in die Bilanzen von 66 deutschen Lebensversicherern geworfen. Das Verbrauchermagazin hat außerdem recherchiert, ob Kunden wie vorgeschrieben an den Gewinnen beteiligt oder stattdessen zur Kasse gebeten werden.
„Keine Notlage“
Laut Mitteilung von ÖKO-TEST zeigte sich: „Von einer Notlage der Branche ist nach wie vor nicht die geringste Spur zu sehen. Im Gegenteil: Bislang brummt das Neugeschäft, 2013 sind die Beitragseinnahmen sogar stärker gestiegen als noch im Vorjahr und die Kapitalanlagen, in denen umgerechnet immer noch 68,8 Milliarden Euro an stillen Reserven stecken, werfen geradezu traumhafte Gewinne ab. Mit durchschnittlich 4,49 Prozent ist die Nettoverzinsung aus Kapitalanlagen nicht nur üppig, sondern seit Jahren auch erstaunlich stabil. Die Versicherer haben also keine Probleme, ihre Garantieleistungen zu erbringen. Sie könnten den Kunden vielmehr auch noch ordentliche Überschüsse gewähren.“ Tun sie aber nicht. Die Beteiligung der Kunden an den Überschüssen geht laut ÖKO-TEST immer weiter zurück. Statt wie früher zu 90 Prozent am Rohgewinn beteiligt zu werden, liege die Quote jetzt im Schnitt nur noch bei 63,47 Prozent, bei einzelnen Versicherern sogar unter 40 Prozent. Ein Grund dafür ist nach Mitteilung des Verbrauchermagazins die Zinszusatzreserve. Die müssten die Versicherer bilden, um ihre Garantieleistungen auch im Fall einer extrem langanhaltenden Niedrigzinsphase weiter erfüllen zu können. Finanzieren ließen sich die Versicherer den Aufbau dieses Reservepuffers aber von den Kunden. Die müssten dafür erst einmal kräftig auf Überschüsse verzichten. 2013 seien im Schnitt bereits knapp 30 Prozent vom gesamten Rohgewinn für den Aufbau der Zinszusatzreserve draufgegangen. Der Bund der Versicherten erwägt laut ÖKO-TEST jedenfalls, Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die BaFin einzureichen. Das ÖKO-TEST-Magazin Februar 2015 gibt es ab dem 30. Januar 2015 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 4,50 Euro. Quelle: Pressemitteilung ÖKO-TEST