Der Mantel des Schweigens darf die Lehren nicht verdecken

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Es ist schön, dass die Elphilharmonie nun eröffnet wird. Die Lehren aus dem Planungs- und Finanzchaos dürfen bei aller Euphorie aber nicht in Vergessenheit geraten. (Foto: Iwan Baan/Elbphilharmonie)

Die Elbphilharmonie ist fertig. Das ist schön. Heute findet die feierliche Eröffnung statt. Dafür ist es höchste Zeit. In der Feierlaune möchte kaum mehr jemand etwas von den Baukosten hören. Schließlich ist doch alles ganz toll geworden. Manch einer möchte offensichtlich die Begeisterung eben auch dazu Nutzen, Kritiker mundtot zu machen und die Vergangenheit in den berühmten Mantel des Schweigens zu hüllen.
So sollte das aber nicht laufen. Die der Bau der Elbphilharmonie in Hamburg hat laut eines Berichtes des Handelsblatts rund 866.000.000 Euro verschlungen. Rund 800 Millionen tragen die Steuerzahler. Ursprünglich wollte die Stadt Hamburg mal 77 Millionen Euro bezahlen.

Die Milchmädchen lassen grüßen

Nun sollen die seit vielen Jahren geführten Diskussionen hier kein Revival erfahren. Und es besteht auch kein Zweifel daran, dass die Kunst repräsentative Orte braucht, um zur Geltung zu kommen. Dennoch müssen aus diesem Bauskandal entsprechende Lehren gezogen werden. Denn die Kosten der Elbphilharmonie belasten die knappen Kassen und spielen deshalb in Zukunft auch noch eine nicht unwichtige Rolle.
Da mag das Gerede, die Elbphilharmonie habe einen eigenen Etat, der die anderen Etats nicht belaste, die Leichtgläubigen und jene, die nur Positives hören wollen, beruhigen. Und natürlich ist derzeit gerade in Hamburg auch für viele andere Kulturprojekte Geld da. Wer mag sich schon derzeit im Zusammenhang mit dem Skandal in die Schusslinie bringen? Aber die Frage bleibt doch: Woher kommt oder woher kam denn jetzt das Geld? Die vielzitierten Milchmädchen müssen auch in ihren Rechnungen feststellen, dass bei explodierenden Kosten auf einer Seite, Kosten an anderen Stellen eingespart werden müssen. Das ist eine ganz simple – eben – Milchmädchenrechnung, die in nicht allzu ferner Zukunft mit dem ein oder anderen geplanten Projekt beglichen werden muss.

Ein ähnliches Bauwerk in München?

Der Skandal um die Elbphilharmonie ist ein Lehrstück – vor allem für all jene, die nun ähnliche Projekte planen. Sie sollten dringend daraus gelernt haben. So fordern auch schon erste Stimmen in München ein ähnliches Bauwerk wie in Hamburg. Dabei sind am Gasteig die Vorstellungen fast nie ausverkauft. Insofern wäre es vielleicht sinnvoller und nachhaltiger. Gelder in den Erhalt der Kulturbetriebe zu investieren als in Gigantomanie zu verfallen.

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